Tala fuhr zurück, seine Stimme klang ernsthaft beleidigt. "Ich hab nur Scherze gemacht, aber na gut." Sie bemerkte seine angespannten Muskeln und schüttelte den Kopf. "Nein, Judd, ich will nicht mit dir kämpfen! Ich wollte dir mein wahres Talent zeigen." Sie trabte weiter durch die Heide, ein ganzes Stück. Der Wind fuhr ihr durchs Fell. Bald ertönte ein fernes Blöken, was die Ohren der Hündin mit aufgeregtem Zucken registrierten (Siehe Fotogallerie ). Bald sah sie sie - die wilden Schafe der Heide. Das war ihre Arbeit. Sie wandte sich an Judd. "Schafe", sagte sie, obwohl er das sicher längst wusste. "Man könnte sagen, dass sie mir aufs Wort gehorchen...oder aufs Kneifen."
Wäre sie nicht satt, hätte sie die Herde zu Judd getrieben, der ein Schaf dann reißen konnte, aber so konnte sie die Schafe nur durch die Gegend scheuchen.

Tala grinste breit und nickte. ''Ja, Hütehund. Und mich darfst du ruhig so nennen'', fügte sie gnädig hinzu. Plötzlich bemerkte sie Judds Miene und lachte überrascht. ''Und du? Hungrig, was?'' Das kam ihr eigentlich sehr gelegen. ''Na gut, dann sieh mal zu. Ich treibe die Schafe in deine Richtung, und du brauchst nur ein geeignetes auszusuchen und zu töten. Fertig.'' Sie nickte ihm zu, dann lief sie in einem hohen Bogen um die Schafe herum, die sie durch den Wind nicht riechen konnten. Sie schlich sich von der anderen Seite an, zwischen ihr und Judd lag die Schafherde. Dann kläffte sie laut und sprang aus ihrem Versteck, woraufhin die Tiere laut blökend auseinanderstoben. Tala rannte immer um die Herde herum, trieb sie zusammen, dann knurrte sie, um den starken Tieren Beine zu machen: So hatte Judd es leichter, eines der schwachen Tiere auszusuchen. Sie bellte die starken Tiere an, sodass diese sich verstreuten, dann lief sie um die schwachen Tiere herum und trieb sie allein mit ihrer Gestik in Richtung Judd. Sie war glücklich. Das war ihre Aufgabe, dafür war sie geboren.

Tala trabte auf Judd zu und streckte sich dabei ausgiebig. "Zusammen sollten wir jeden Tag Schafe jagen", meinte sie und blinzelte belustigt. "Du tötest, ich treibe - das passt perfekt." Sie selber war nicht hungrig, riss aber etwas Wolle aus, da Shira damit sicher gerne spielte.

"Das hatte ich vor. Shira spielt gerne mit solchem Fellzeugs", erzählte Tala. Sie hatte kaum Hunger, aber in der Wildnis, auch wenn es Frühling war, durfte man nichts verschwenden. Sie fraß ein wenig vom Schaf, dann riss sie knurrend den Schenkel ab. "Weißt du eine Stelle, wo ich den gut vergraben könnte - für schlechtere Zeiten?", erkundigte sie sich nuschelnd, mit dem Schenkel im Maul.

Tala schnaubte leicht auf, als er das sagte, er konnte ja Recht haben, aber es gab auch kühle Plätze in der Heide. Zum Beispiel die zahlreichen Quellen, oder die hohlen Bäume, in denen es sehr kalt war. Sie grinste leicht und trabte zu der Quelle, die in der Nähe plätscherte. Nass durfte der Schenkel nicht werden, aber da hatte Tala eine Lösung. Sie buddelte ein tiefes Loch in die Erde am Rand des Flusses, die immer davon abgekühlt wurde, ließ dort den Schafschenkel hineingleiten und buddelte es wieder zu. Zum Abschluss stieß sie noch einen großen Stein darauf, damit keine anderen Hunde darangingen.

Tala trabte zu Judd und dem Bau hinüber, wo Shira schlief. Eigentlich schläft die Kleine gerade ziemlich viel, dachte sie. Da hat sie wohl richtig wild getobt... Sie sah, dass Judd in Gedanken versunken war, wollte ihn aber nicht stören. Sie setzte sich auf die andere Seite von Shiras Bau, sodass es aussah, als wären die beiden ihre Leibwachen, und sah auf Judd. Sein Körper trug tatsächlich die Spuren von vielen Kämpfen, so, wie Talas Körper Narben von harten Schafshufen trug. „Aber vermutlich tust du nur so gefährlich, wie du bist“, neckte sie ihn leicht.

Tala wusste genau, dass er an die Arena der Hundekämpfe dachte. „Du hast viel vor, und es ist nicht ungefährlich“, sagte sie. „Aber wenn du wirklich aufbrichst, kann ich dich nicht einfach abziehen lassen. Also komme ich mit. Ich bin auch nicht hilflos. Klar?“ Wenn er das verstehen würde...sie wusste genau, dass Shira nicht mit konnte, hoffte aber, bis dahin einen sichereren Ort für sie gefunden zu haben. Sie schüttelte sich leicht. Die Stimmung war ihr fast zu feierlich.

Tala blickte ihn herausfordernd an, was wahrscheinlich unklug von ihr war, aber sie war ziemlich beleidigt. „Ich kann kämpfen. In der Arena gibt es auch Hunde von meinem Schlag, nicht nur Kraftprotze wie du. Ich bin schnell, und auf jeden Fall klug genug, um zu wissen, wie ich aus der Arena wieder rauskomme, wenn ich in ernsthafter Gefahr bin.“ Kaum, dass Judd fertiggesprochen hatte, war für sie festgestanden, dass sie mitkommen würde. Es war einfach ihr Dickkopf, der mit ihr durchging. "Und was Shira betrifft, ich kenne einige Hunde, die sich gut um sie kümmern würden, außerdem bin ich mit einer säugenden Mutterhündin befreundet, die sie auch nehmen würde. Oder wir nehmen sie mit." Sie sagte wir und meinte es auch so.

''Nein, ich würde sie nur bei jemand anders lassen, während ich weg bin. Wenn ich zurückkomme, dann würde ich mich weiter um sie kümmern. Sie ist mir nicht egal.'' Tala würde Shira vermissen, aber es war ja hoffentlich nicht für lange. Und bis dahin gab es noch eine Menge Zeit. ''Okay, wenn diese Hunde längst zerfetzt sind, dann kennen diese ganzen Wolfhunde, Rottweiler und all die Kraftprotze meinen Kampfstil nicht. Vielleicht wäre das doch ganz hilfreich. Außerdem sind sie ja nicht wirklich bösartig, sie wollen bloß überleben'', sagte Tala, die langsam ärgerlich wurde. Traute dieser Riese ihr denn gar nichts zu?

(Wald? Das ist eine Heide mit nur wenigen Bäumen )
Tala sah ihm nach. In ihr loderte Wut wie eine Flamme. Er war gerade erst angekommen und kannte sich null aus, schon fing er an, den Helden zu spielen. Aber das war wahrscheinlich eine Eigenschaft aller Hunde, die aus der Arena stammten. Sie wusste jetzt schon: Sie würde mitkommen. Aber das Thema konnte man vertagen, zuerst einmal musste Tala sich beruhigen. Sie konnte genug, fand sie. Sie konnte Türen öffnen, sehr hoch springen, schnell rennen und alles, was sie bis jetzt gebraucht hatte.