Tala roch die Ankunft Judds und Shiras schon. Sie roch auch die beiden Hasen. Fröhlich rappelte sie sich auf und lief den beiden entgegen. "Schön, dass du sie in der Jagd unterrichtet hast!", sagte sie dankbar zu Judd, während sie sich einen der Hasen nahm. "Das habe ich mit ihr noch nicht gemacht." Zu Shira sagte sie voller Wärme und Stolz: "Super, meine Kleine! Du hast zum ersten Mal einen Hasen gefangen!" Dann zog sie sich mit dem Hasen zurück und begann, ihn zu verschlingen. Zwischen den Bissen lächelte sie zufrieden und wusste, wenn sie jemals einen Babysitter brauchen würde, dann würde sie Judd nehmen.

Tala häutete den Hasen feinsäuberlich und warf das Fell Shira zu. Sie wusste ja, wie gern die Kleine damit spielte. Dann legte sie sich auf die Seite und beobachtete ihn müde. Es war ein langer Tag gewesen. "Juckt das Meerwasser?", fragte sie schläfrig. "Mir geht das auch so. Auf der Heide gibt es Süßwasserquellen, die helfen." Sie wollte hinzufügen, dass sie Judd zu einer Quelle führen könnte, aber dann schlief sie schon ein.

Talas feine Ohren nahmen ein leises Rascheln auf, aber es war nur Judd. Sie knabberte an einem Grashalm und warf einen Blick auf die selig schlafende Shira. Judd hatte Recht, auch Straßenhunde brauchen jemanden. Leise folgte sie ihm, bis sie ihn in der Quelle baden sah. Sie schlich sich von hinten an, und als sie nahe genug war, flüsterte sie ihm ins Ohr: "Ist es jetzt besser?"

Tala hatte nicht erwartet, dass ausgerechnet Judd sie angriff. Sie schwamm mit stetigen Schlägen zurück ans Ufer. "He, was sollte das werden?", protestierte sie, sprang ihn an und zog ihm die langen Beine unterm Körper weg. Zwar hatte er ihr ans Ufer geholfen, konnte es also nicht böse gemeint haben, aber zum Spaß war Rache auch manchmal lustig.

"Denkste", meinte Tala, rollte mit einer schnellen Bewegung zur Seite und landete mit einem hohen, gut bemessenen Satz auf seinem Kopf - so voller Elan, das er umfiel, obwohl sie sehr leicht war. "Leg dich nie mit einem Border Collie an", erklärte sie mit einem leichten Lächeln.

Überrascht sah Tala ihm hinterher. Hatte sie ihn beleidigt? Ja? Wie? Sie lief neben ihm her und fragte: "Was ist? Das war nicht böse gemeint, ja? Du bist auch ganz schön stark!" Und sie meinte es ehrlich, sie brauchte bloß die spielenden Muskeln anzuschauen.

Tala nickte leicht. Ihr Ohr zuckte irritiert bei seinem plötzlichen Stimmungsumschlag. Mit einem überraschten, spielerisch-ärgerlichem Wuffen fing sie ihren Hasen aus der Luft. "So, wie du das erklärst...ich glaube, ich habe mal einen erkannt. Er ist auf mich losgegangen, immer, wenn ich ihm so einen Streich spielte. Wie dem auch sei", sie verstummte kurz und knabberte an dem Hasen, "Du solltest auch niemals, nicht einmal im Spaß, einen Border Collie erniedrigen. Der wird daraus im Ruck,zuck ernst machen." Um ihr Maul spielte ein Lächeln.

Im Eifer des Gefechts, oder jedenfalls des spaßigen Gefechts, wollte Tala etwas zurückgeben. Bewegungen. Er hatte wohl Recht. Aber trotzdem, so schnell wollte sie das nicht zulassen. Sie fraß eilig ihren Hasen auf, bis nicht mehr viel übrig war. Zu Shira sagte sie: „Bleib hier, meine Kleine, wenn du magst, darfst du meine Reste haben.“ Dann wandte sie sich an Judd und wedelte mit der Rute. „Komm mal mit, Arenahund. Ich muss dir was zeigen.“ Er war ihr zwar überlegen wie jeder Kampfhund, aber man konnte nicht sagen, dass Tala nicht auch etwas drauf hätte!